Erweiterung der Technischen Versuchs- und Forschungsanstalt
am Campus Technikerstraße
Innsbruck, Österreich
in collaboration with Martino Stelzer
SWG Schraubenwerk - HK Architekten
Stacks - Donald Judd
Kragarmregal
Parikia Burg, 13. Jh., Paros
Der Entwurfsgedanke zu der gegenständlichen Bauaufgabe versteht das Prüflabor wie eine zeitgenössische Bauhütte, sowohl in ihrer aktuellen Funktion als auch in einer zukünftigen Auslegung ihres Betriebes.
Die Prüfung neuer (oder alter) Bauteile stellt einen wichtigen Schritt - auch aufgrund der aktuellen bürokratischen und rechtlichen Hürden in der Wiederverwendung abgetragener Bauteile - in der Entwicklung neuer Lösungsansätze für die großen Aufgaben des Bausektors dar, die in der Verringerung seiner katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt (40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes und 60 Prozent des globalen Mülls liegen).
Die Rolle des Prüflabors und seine Verantwortung in diesem Prozess sollen in dem vorliegenden Entwurf verdeutlicht und lesbar dargestellt werden. Die Konzeption des Tragwerks und der Gebäudehülle als Baukastenelemente mit multiplen Funktionen sind eine Fortführung des Entwurfsgedanken.
Im Zuge der Bauarbeiten soll deshalb das bestehende Baustofflager abgetragen und seine „Spolien“ - Trapezblecheindeckung und Stahlstützen - in der neuen Bauaufgabe wiederverwendet werden.
Einseitige Kragarmregale sind modular aufgebaut und werden aufgrund ihrer Lebensdauer und Flexibilität auch außerhalb von experimentellen Systemen wie Bauteilbörsen weiterverwendet bzw. -verkauft.
Das enge Raster der Regalstützen wird an der gegenüberliegenden Fassade in einem angemessenen Achsabstand aufgenommen.
In der zweiten Ordnung wird das statische System zweigeteilt. Der Dachstuhl, bestehend aus zwei ca. 6m hohen Fachwerkträgern aus Holz, welche die gesamte Baulänge überspannen und Sekundärträgern, deren abwechselnde Aufbauhöhen Auflieger in der geeigneten Neigung für das Sheddach bilden, liegt auf dem Stützenraster auf. Im Bereich der Prüfhalle trägt ein Sekundärsystem aus Stahlträgern die Schienen der Krananlage.
Die thermische Hülle wird mit Doppelstegplatten ausgeführt. In der notwendigen Plattenstärke wird das Paneel zu einer transluzenten Schicht, die - kostengünstig und widerstandsfähig - eine konstante Belichtung ohne Einsichtigkeit der Prüfhalle ermöglicht. Diese Fassade - und die darunter lagernden Baustoffe - werden von vorgehängten Elementen aus geneigten Wellplatten aus recycling PET geschützt, die das obere Fassadenband abdecken. Die Luftschicht der Hinterlüftung ist als thermische Ertüchtigung der Fassade konzipiert, welche die Dämmfähigkeit derselben unterstützen soll. (siehe Beilage Energie)
Die Westfassade - über der Außenwand der bestehenden Halle - wird mit Well- oder Trapezblech verkleidet, z.B. als Wiederverwendung der Dacheindeckung des abgetragenen Baustofflagers.
Der Gedankengang zum Bauhüttencharakter der Prüfhalle soll auch auf die Gestaltung der Außenanlagen angewendet werden. Die angrenzenden Freiflächen, samt der Fläche des Baustofflagers, soll ein - innerhalb des Universitätsgeländes - frei zugänglicher Außenraum werden in dem interfakultäre Projekte verwirklicht werden können.
Die vorgeschlagene Renaturierung und prinzipielle Entsiegelung eines Großteils dieser Flächen zielt mit der Neupflanzung von Bäumen darauf ab bestehende Lücken in der Vegetation entlang der Ostgrenze des Universitätsgeländes zu schließen. Eine wichtige Maßnahme zur Unterstützung der lokalen Vogel- und Insektenfauna. Die bestehende Baumgruppe im Südwesten des Geländes wird durch ein Wegesystem angebunden, welches von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann.
Sowohl im Bereich der Schranke im Norden des Geländes als auch am Südende des Neubaus werden Wechsel im Bodenbelag mit versickerungsfähigen Materialien vorgeschlagen, um den Straßenraum visuell zu brechen und eine Zonierung entlang der langgezogenen Halle zu schaffen. Mit dem Bodenbelag werden Zugehörigkeitsbereiche definiert und die Lieferzufahrt entschleunigt.
Gegenüber der Ostfassade der neuen Prüfhalle ist eine Erholungszone mit Bänken für Mitarbeiter bzw. Studierende vorgesehen. In dem dahinterliegenden Bereich soll eine Streuobstwiese und ein Gemeinschaftsgarten zu einem Nachbarschaftsprojekt mit dem Studentenwohnheim werden.
Der Garten kann im Rahmen von interfakultären Workshops angelegt werden, die Gartenhütte oder andere Kleingebäude als Versuchsobjekte für experimentelle Ansätze zusammen mit der Tätigkeit in der Prüfhalle bzw. ihren Restprodukten errichtet werden.
Location: Innsbruck, Italy
Year: 2024
Status: competition
Program: research facility
Collaborators: Roberto Zanini
Model: Fabio Bernardi
flaim prünster
architekten
via Dante 28
39100 bolzano italy
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architetto Francesco Flaim
Quirin Prünster Architekt
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Design: Studio Mut