casa Tabarelli,
Girlan, Italy
a project with Walter Angonese Architekt
Ein ambivalenter, zeitgenössischer Zugang zu dem typologischen Thema der Pergola von Carlo Scarpa und Sergio Los bietet eine Chance für ein wirkliches Weiterbauen: auf der einen Seite das Changieren von Raumbreiten und auf der anderen Seite, die - von den raumordnerischen Vorgaben konditionierte - landwirtschaftliche Nutzung wieder in den Vordergrund zu bringen.
Gemeinsam mit dem portugiesischen Landschaftsarchitekten João Nunes entstand ein Konzept, das Reben, Streuobst und Hecken als prägende Elemente der Umgebung einbezieht. Die strengen baurechtlichen Vorgaben Südtirols führten zu einem überwiegend unterirdischen Bau, der sich harmonisch in die Topografie einfügt. Ein skulpturales Eingangstor und eine 70 Meter lange Stufenrampe verbinden die Landesstraße mit dem Hauptgebäude. Entlang der Rampe befindet sich eine site-specific Installation von Danh Vō, die den Übergangsraum mit einer musealen Atmosphäre auflädt.
Mit einem skulptural ausgebildeten Eingangstor wird die neue Erschließung von der Landesstraße nach Girlan deklariert und die topografische Herausforderung des Höhenunterschiedes zwischen Straßenniveau und Bestandsgebäude thematisiert, der im Innenraum durch eine 70 m lange Stufenrampe überwunden wird, an der die meisten der Räumlichkeiten angebaut sind.
Der erste Raum entlang dieser Rampe ist die sogenannte Garage, welche zweierlei Funktionen erfüllt: Sie dient natürlich und selbstredend dem Parkieren, aber oft auch dem Verwahren von Kunstobjekten aus der Sammlung von Josef Dalle Nogare. Ein mit einer großzügigen Stahltreppe versehener Schacht bringt Licht und Luft in diesen Bereich des Gebäudes. Entlang der Stufenrampe ist eine „site-specific“ Installation von Danh Vō zu sehen, die sich bis zur dritten Verbindungstreppe, die direkt im Bestandsbau endet (im ehemaligen Heizraum), erstreckt. Sie verleiht diesem „Durchgangsraum“ einen musealen Charakter.
Auf halber Höhe dieser Treppenrampe führt eine Tür sowohl ins Freie - nach oben zum Garten und Schwimmbad – als auch in einen Atelier- und Mehrzweckraum, der über einen abgesenkten Innenhof belichtet wird.
Der wechselnde Marmorbelag der Außentreppen referenziert ein wiederkehrendes Gestaltungselement von Gio Ponti (Scala del Sapere im Palazzo Bo, Padova und Innentreppe der Villa Planchart, Caracas). Dies geschieht nicht um des Zitierens willen, sondern im Sinne einer semantisch-individuellen Besetzungsebene – Josef Dalle Nogare ist ein wichtiger Unternehmer der Marmorindustrie – der Architektur, wie sie in der Casa Tabarelli über die Designmöbel der Vorbesitzer passiert war. Das „Restlessen“ - ein Übernahme während des Entwurfs für die Verwendung der Marmorreste aus dem Betrieb - schafft auch formal eine zusätzliche Ebene des ansonsten reinen Betonbaus.
Man wollte einen Zustand des „Nicht-ganz-Fertigen“ erreichen, der Alterung und Besetzung genügend Raum gibt, um eine neue Präsenz zu manifestieren, die dennoch in zweiter Reihe bleibt. Dieser Ansatz wird auch in den site-specific Interventionen, die im Auftrag des Bauherren von den Künstler Marc Camille Chaimowicz, Danh Vō und Michael Kleine vorgenommen wurden, umgesetzt. Ganz bewusst ist kein „White Cube“ entstanden, sondern ein Ansatz des „unfinished“, der dem Neubau gegenüber einen Annäherungsprozess ermöglicht. Aus Respekt vor der Einzigartigkeit des Bestandes will man jedoch auch nicht mehr geben, als der neue Teil zu geben vermag.
Location: Girlan, Italy
Year: 2024
Status: built
Program: Atelier and Art Garage
Project architect: Walter Angonese Architekt, Flaim Prünster Architekten
Collaborators: Roberto Zanini, Martino Stelzer, Francesco Baggio, Jacopo Vantini
Landscape Architecture:
Model photos: João Nunes, PROAP Landscape Architecture
Photos: David Schreyer
flaim prünster
architekten
via Dante 28
39100 bolzano italy
P.Iva. 03146590215
architetto Francesco Flaim
Quirin Prünster Architekt
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Design: Studio Mut