Der Gampen - Definition eines Übergangs,
Gampenpass, Italy
a project with Walter Angonese Architekt
Die historische und siedlungsgeschichtliche Bedeutung des Gampenpass ist hinlänglich bekannt. Die Tatsache, dass nördlich und südlich des Passes bedeutende Kult– und Kulturstätten vorhanden sind zeugt eindrücklich davon. Besonders in den Sommermonaten bietet sich dem heutigen Besucher aber ein anderes Bild: ein von vielen Fahrzeugen verstellter Straßenraum, dem seine semantische Bedeutung – als historischer Übergang in eine wunderbare Kulturlandschaft – genommen wurde. Zwar öffnet sich der Nonsberg dem Blick nach Süden – von dessen Licht nicht nur Goethe schon
schwärmte – dem Pass fehlt aber eine unmittelbare Bergkulisse (wie etwa bei den Dolomitenpässen) und der Ausblick verfängt sich an der Blechlawine. Dies hat uns dazu bewogen die – doch sehr ambitionierte – verkehrstechnische Aufgabe und damit verbundene Parkplatzproblematik anders anzugehen. Wir glauben, dass 200 Pkws und deren noch so gestalterisch reflektierte Positionierung dem Bild des Deutschnonsberg als Ort von sanftem Tourismus nicht dienlich sein können. Dennoch ist uns bewusst, dass ein angemessener und teilweise notwendiger Verkehr am Pass aufgrund seiner Funktion als Naherholungsgebiet und landwirtschaftlicher Identifikationsfaktor für das wirtschaftliche Gleichgewicht von großer Bedeutung ist. Es ist zwar zu erhoffen, dass ein weiterer Ausbau der öffentlichen Mobilität den Individualverkehr etwas relativiert, aber gerade im Naherholungsbereich haben sich solche Prognosen nicht immer bewahrheitet, weshalb die vorab thematisierte Parkplatzthematik eine konditionierende Grundprämisse bleiben wird. Diese können wir also nicht eliminieren; wir können aber das derzeitige Erscheinungsbild am Pass schützen, wenn wir die Autoabstellplätze in weniger einsichtbaren Bereichen platzieren, ohne dabei große topografische Erdbewegungsarbeiten durchführen zu müssen. Das führt dazu, dass wir die topografisch gegebene Senke am westlichen Waldrand für die Positionierung einer hybriden Parkplatzlandschaft nutzen und dies so gestalten, dass zusätzlich zum Parkieren auch andere Aktivitäten des Naherholungsbereiches
möglich sind.
Auch was das Gebäudeensemble am Gampenpass betrifft, scheint vorab eine raumordnerische Überlegung notwendig zu sein. Der Gasthof, unmittelbar an der Passhöhe gelegen und im privaten Besitz, funktioniert als eigenständiges bauliches Element, das vielleicht irgendwann auch noch etwas wachgeküsst werden kann, vorab aber nicht Gegenstand unserer Überlegungen ist. Wir haben uns mehr mit den Bestandsbauten um das Bunkermuseum, dem Überbleibsel des ehemaligen ANAS– Straßenstützpunktes und dem neuen landeseigenen Straßenstützpunkt auseingandergesetzt und glauben, dass diese baulichen Entitäten systemisch untereinander zu denken sind. Aus diesem Grund–und um dem vorliegenden Raumprogramm zu entsprechen – erscheint uns ein Weiterbauen an diesem System, ein weiteres Hinzustellen eines Neuen, als möglicher Projektansatz angemessen.
Wir möchten aus den Bestandsgebäuden und dem Neubau ein Ensemble machen, dass eine
Torfunktion zum Nonsberg übernimmt und dadurch an die Tradition von Architekturen auf der
Passhöhe anzuknüpfen vermag. Die Positionierung des neuen Gebäudes erfolgt westlich des
Bunkermuseums und bildet – wie gesagt – mit dem landeseigenen Straßenstützpunkt, dem
Bunkermuseum, der ehemaligen ANAS–Garage ein „Viergestirn“. Seine topografische Einbindung in
die Landschaft ist ambivalent gedacht, weder rein topografisch in den Hang gebaut noch typologisch
als freistehendes Gebäude konnotiert. Das Gebäude kurvt von Süden her betrachtet hin zur
ehemaligen ANAS–Garage (was eine Torsituation generiert), die in einem zweiten Schritt zum – vom
Raumprogramm vorgesehenen – Ausstellungsraum mutieren kann. Erhalt und Überformung dieses
Gebäudes unterstreichen den Erinnerungswert dieser Phase der Geschichte.
Das neue Gebäude schafft durch seine geschwungene Form einen großzügigen Freiraum, direkt an
diesem angebunden sind auch die Bushaltestellen. Das Gebäude selbst funktioniert – einer kleinen
Markthalle nicht unähnlich – dadurch sehr einladend. Der gesamte neue Bereich ist über eine
Treppenanlage bzw. über einen Gehweg mit den Parkplätzen am Waldrand und den Wanderwegen,
Richtung Laugenspitze und Laugenalm im Westen, sowie Mittagsscharte im Osten verbunden. Der
langgezogene Baukörper reiht die vorgegebenen Funktionen entlang des Platzes auf. Vom Vorplatz
her öffnet sich eine lange Glasfront mit Schaufenster, dem Shop für regionale Produkte, einer „Galerie
im Schaufenster“, sowie dem Wartebereich für die Busreisenden.
Location: Gampenpass, Italy
Year: 2021
Status: competition, 2nd prize
Program: Visitor Center
Project architect: Walter Angonese Architekt, Flaim Prünster Architekten
Landscape architect: CZ Studio
Graphic Design & Signage: Studio Mut
Collaborators: Martino Stelzer
Visualization: Dima Visualization
flaim prünster
architekten
via Dante 28
39100 bolzano italy
P.Iva. 03146590215
architetto Francesco Flaim
Quirin Prünster Architekt
© 2020 flaim prünster architekten, All rights reserved.
Design: Studio Mut